Gut geplant und mit Freundschaften gelingt der Übergang vom Berufsleben
Zwei Frauen unterhalten sich über den bevorstehenden Ruhestand: „Wie stellst du dir das vor?“, fragt die Eine, und die Andere antwortet: „Ach, das hat doch noch Zeit!“ Wenn es nach Maria von Welser geht, weist diese Kommunikation zwei Fehler auf: Zum einen, meint sie, ist der Begriff Ruhestand diskriminierend. Und zum anderen müsse er gut geplant und organisiert sein.
„In Deutschland und Europa haben sich die Lebensbedingungen und tradierte Rollenerwartungen verändert: Wo die Lebenserwartung gestiegen ist, gewinnt das Alter an Bedeutung, und kurzum: die ältere Generation nimmt stetig zu. Lebenssituationen sind individuell, persönliche Lebensstile und gesellschaftlich geprägte Altersbilder machen das Älterwerden vielfach interpretierbar: biologisch, psychologisch, sozial und kulturell. Die Phase des Alters ist nicht eine Art „Lebensrest“, sondern ein größerer Teil der eigenen Lebensbiografie.“ So eröffnete Ulrike Gentner, stellvertretende Direktorin des Heinrich Pesch Hauses, einen Vortragsabend mit der Journalistin und Publizistin Maria von Welser. Er stand unter dem Titel „Heiter weiter. Vom glücklichen dritten Leben“ und handelte davon, wie Frauen und Männer den Übergang vom Berufsleben in diesen dritten Lebensabschnitt gut meistern.
Bei den beiden Frauen, die eingangs zitiert wurden, handelt es sich um Susanne Diehl, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Ludwigshafen, und Heidi Wittmann, Gleichstellungsbeauftragte des Rhein Pfalz Kreises. Sie traten als Kooperationspartnerinnen dieser Veranstaltung anlässlich des Internationalen Frauentages auf.
Maria von Welser versprach ihren Zuhörerinnen – und vereinzelten Zuhörern – Gedanken und Geschichten und begann mit einem Plädoyer dafür, den Eintritt ins dritte Leben gut zu planen und zu organisieren. Sie erzählte davon, wie sie es selbst gemacht hat, und gab einige Tipps. So sollten Frauen sich bewusst werden, wer sie eigentlich sind, was sie wollen und was ihnen Spaß macht. Sie sollten ihre Finanzen und Ausgaben überprüfen und auch die Wohnsituation überdenken. Das Sprichwort vom alten Baum, den man nicht verpflanze, stimme nicht immer, denn Bedürfnisse veränderten sich auch im Hinblick auf den Wohnraum. „Pflegen Sie Freundschaften!“, riet sie – alte und auch neue, und wichtig seien dabei Beziehungen in allen Altersklassen. „Sonst stehen Sie am Ende alleine da, weil alle Freunde vor Ihnen gestorben sind.“
„Das Internet ist auch für alte Menschen wichtig“, betonte die Journalistin. Es ermögliche, mit Anderen in Kontakt zu bleiben – etwa mit den Kindern und Enkeln – und auch, weiterhin Zeitungen und Bücher zu lesen, „weil Sie die Schrift vergrößern können.“ Im Hinblick auf den richtigen Zeitpunkt für den Wechsel vom Berufsleben ins dritte Leben rät von Welser, ihn „rechtzeitig und selbstbestimmt“ zu wählen – und nicht zu warten, bis sich Kollegen und Vorgesetzte freuen, dass „die Alte“ endlich geht.
Maria von Welser selbst hat in ihrem dritten Leben viel getan und erlebt: Sie begann ihr ehrenamtliches Engagement in einer Kleiderkammer, engagierte sich für UNICEF, recherchierte weiterhin, schrieb und veröffentlichte Bücher. Zudem stand eines Tages ihre Enkeltochter vor der Tür, die seither bei ihr und ihrem Mann lebt.
Ganz am Ende ihres Vortrags gab sie den Teilnehmenden einige Tipps mit auf den Weg, die zwar humorvoll verpackt aber trotzdem ernst gemeint waren: Nackte Oberarme gehen bei älteren Frauen und Männern nicht!, so einer davon. Wir sollten unser Alter nicht verheimlichen, uns weder als jünger ausgeben noch unser Alter schätzen lassen: „Das ist eine Zumutung und ein unwürdiges Versteckspiel.“ Der Blick zurück mit dem Slogan „Früher war alles besser“ ist ebenso wenig zu empfehlen, wie darüber zu dozieren: „Das ist belehrend, langweilig und hört sich ältlich an.“ Frauen sollten sich nicht anziehen wie ihre Töchter und Enkeltöchter, weil das „peinlich“ ist, aber auch nicht verzweifelt Falten zählen: „Sie sind unser gelebtes Leben.“ Und zuletzt: „Besuchen Sie nicht das alte Büro, Sie gehören nicht mehr dazu.“ Kontakte zu Arbeitskollegen und -kolleginnen könne man besser außerhalb pflegen.
Zahlreiche Wortmeldungen und Fragen kamen auf die Referentin nach diesem Vortrag zu. Immer wieder wurde dabei thematisiert, dass das dritte Leben viel mit einer positiven Grundhaltung und Authentizität zu tun hat. Dabei zeigte Maria von Welser viel Empathie und Wertschätzung für die Menschen, die von ihren eigenen Erfahrungen und Gefühlen in ihrem dritten Leben erzählten.
Zitate von Frau Diehl/Frau Wittmann
Diese Veranstaltung förderte neben Information und Diskurs persönliche wie gesellschaftliche Reflexion.
Innerhalb der Veranstaltung kam Maria von Welser immer wieder auch auf die Ungerechtigkeiten gegenüber von Frauen, Mädchen und Kindern zu sprechen, über die sie in ihren Büchern berichtet. Dazu lesen Sie mehr auf der Seite „Interessantes aus aller Welt“ auf der Homepage der Familienbildung im Heinrich Pesch Haus.