diesmal über die Therapie und von den Therapeuten
Lieber Klaus, lieber Florian, lieber Poldi, liebe Melanie und
liebe Freundinnen, liebe Freunde,
Tag 12 nach der Hüft-Op und wenn ich ehrlich bin: auf gutem Wege. Schmerzmittel müssen zwar immer noch sein, aber ich komme mit zwei Ibus a 600 Gramm gut aus. Ich kann mich selbst anziehen, auch die Socken und Schuhe. Alles lauter kleine Glücksmomente. Mit meinen lila Krücken gehe ich vorsichtig und langsam die Treppen rauf und runter, und den Therapeuten höre ich gut zu, was sie mir alles raten, wovor sie mich warnen und was sie empfehlen. Zum Beispiel hilft auch ein kleines Kissen zwischen den Beinen, da ich auf der Seite schlafe. Die linke Seite geht noch gar nicht, da ist ja die künstliche Hüfte eingesetzt worden. Überhaupt das Schlafen: noch nicht so toll, weil dann doch immer wieder die Narbe und die operierte Hüfte weh tut.
Im Nachbarzimmer wohnt ein Herr, der wohl gar nicht gut hört. Zwei Abende war der Fernseher so laut, dass ich jedes Wort verstanden habe. Trotz Ohropax. Einmal hat mich die Krankenschwester nach eigenem „Hörtest“ sogar in ein anderes Zimmer verfrachtet für eine ruhige Nacht. Aber seit gestern hat die Klinikleitung dem Herrn einen Kopfhörer verordnet– und, oh Wunder: es ist viel, viel stiller und ich bin gut eingeschlafen.
In der Bewegungstherapie habe ich einen alten mir bekannten Physio-Therapeuten aus 2018 getroffen, der vorsichtig und feinfühlig mein linkes Bein in die Beuge bewegt. Die Muskeln rund um diesen immensen Knocheneingriff sind noch total schwach, die müssen jetzt aktiviert und aufgebaut werden. Dann kommt der Fuß außerdem in eine Beinschiene, wird dort festgeschnallt und aufwärts und abwärts, aus der Streckung in die Beuge bewegt. Ich kann den Grad der Kniebeuge bestimmen und „halt“ sagen, wenn es anfängt zu zwicken. Die manuelle Lymphdrainage danach ist meist super angenehm. Die bayerische Masseuse, die immer nur am Samstag kommt, erzählt mir dabei von ihrem britischen Lebenspartner aus Newcastle, von ihren Meningeomen in ihrem Kopf, die seit sechs Jahren stabil sind und nicht wachsen und wie gerne sie ein Jahr in Granada gearbeitet hat bei den Spaniern. Gesprächsstoff also genug. So gibt es mit allen Therapeuten vieles und Interessantes zu plaudern. Wobei wir Frauen uns manchmal amüsieren, wenn in der Nebenkabine zwei Männer überhaupt gar keine Redepause mehr einlegen.
Ich schreibe ja jetzt seit heute in meiner zweiten Therapiewoche auch immer während der Zeit an diesem kleinen Bericht. Und gucke dabei von meinem kleinen Balkon in das sonnige Tal, auf die noch weißen Gipfel- es ist einfach zauberhaft. Auch wenn vorgestern dichter Regen den herrlichen Pulverschnee zusammengedrückt hat.
Mit den Krücken getraue ich mich noch nicht auf die Straße. Wenngleich da jetzt viel Schnee von der Sonne weggeschmolzen ist. Einen Abend hat mich mein lieber Neffe, der Sohn meiner verstorbenen Schwester Hannelore, zu sich in seine Wochenendwohnung in Rottach-Egern abgeholt. Zu einer asiatischen Kräftesuppe und netten Gesprächen. Seine Frau Lucy liegt derweil in der Nähe vom Thiersee ebenfalls in einer Reha-Klinik. Allerdings mit einem neuen Knie, das deutlich schmerzhafter zu sein scheint als meine neue Hüfte. Die Wohnung der beiden liegt in einem alten großen Bauernhof, der einst einer Freundin von mir gehörte. Übrigens in der gleichen Strasse, Fürstenstrasse genannt, in der meine Eltern ihre erste kleine Landwohnung, ebenfalls in einem Bauernhof, gemietet hatten und mich als fünfjährige damals samt Kindermädchen abgesetzt hatten. Also viele Erinnerungen rundum, was sicher meiner Stimmungslage und meiner Heilung gut tut.
Jetzt, inzwischen am 16.Tag nach der Operation, gehe ich im Zimmer bereits ohne Krücken. In der Reha bewegt sich mein Bein immer besser und insgesamt kann ich nur berichten: es geht aufwärts. Erstaunlicherweise habe ich während der Therapien doch von zwei Therapeuten erfahren, dass sie gegen das Impfen sind. Sie haben sich nur impfen lassen, damit sie ihre Jobs nicht verlieren. Da lasse ich dann das diskutieren sein, es macht wenig Sinn. Allerdings konnte ich es mir doch nicht verkneifen, einer Therapeutin ganz ehrlich zusagen, dass es wenig hilfreich ist, wenn sie, bevor sie überhaupt meine Beinmuskeln vermessen hat, schon zu Beginn konstatiert: “Ihr rechtes Bein ist genauso schlecht wie ihr linkes….“Das baut nicht gerade auf. Aber das sind Kleinigkeiten. Sonst: ein tolles Team. Motiviert, freundlich, kompetent. Was will eine Patientin mehr. Von den anderen, höchst unterschiedlichen und spannenden Patienten das nächste Mal. Auch unter der Überschrift und dem Lieblingsspruch meiner Mutter: “Der Tiergarten Gottes ist groß“…..